Im Zuge der Rückgewinnung des in vielen großen Sturmfluten seit 800 n.Chr. untergegangenen Landes in der Harlebucht wurde 1729 der Carolinengroden eingedeicht und auch ein neues Siel mit Innen- und Außenhafen gebaut. Ab 1730 wurden rund um den neuen Hafen, den man Carolinensiel nannte, die ersten Bewohner angesiedelt. Bereits 1765 konnte als Ergebnis neuer Anlandungsarbeiten etwa 1,5 km nördlich eine weitere Deichlinie aufgebaut werden. Auch an diesem Deich entstanden ein neues Siel und ein neuer Hafen, Friedrichsschleuse genannt. Mittelpunkt blieben jedoch auch dann Hafen und Ort Carolinensiel.
In wenigen Jahrzehnten entwickelte sich Carolinensiel zu einem bedeutsamen Hafenort, der alle anderen Sielhäfen weit überragte und in der Blüte der Segelschiffahrt nach Emden der zweitgrößte Handelshafen an der ostfriesischen und friesischen Küste war. Handel und Gewerbe blühten. Neben mehreren Handwerkerbetrieben waren in Carolinensiel u. a. 3 Mühlen, 2 Schiffswerften, 4 Brauereien, 3 Brennereien sowie Färbereien und Töpfereien ansässig.
Die zentrale Funktion von Carolinensiel/Friedrichsschleuse ging verloren, als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts immer größere Schiffe – auch Dampfschiffe – gebaut wurden, für die die beiden Häfen zu klein waren und viele Transporte auf das dichter werdende Straßen- und Eisenbahnnetz verlagert wurden. Carolinensiel behielt aber seine Bedeutung als Fischereihafen und Ausgangshaten für den Fährverkehr nach Wangerooge.
Mit der Neueindeichung des Schwerinsgroden 1956/59 wurde dann das Harlesiel mit Schöpfwerk und Hafen erbaut. Die gesamten Hafeneinrichtungen wurden nunmehr nach Harlesiel verlagert. Hier entstand ein vollkommen neuer Ortsteil. Das war zugleich der Start für eine neue Entwicklung in Carolinensiel/ Friedrichsschleuse/ Harlesiel: der sich entwickelnde Fremdenverkehr brachte neue Impulse und neuen wirtschaftlichen Aufschwung.
Die Geschichte der drei Ortschaften wird lebendig am wieder hergerichteten alten Hafen Carolinensiel und In dem an diesem Hafen gelegenen „Groot Hus“, dem Sielhafenmuseum Carolinensiel. In diesem als überregional eingestuften Museum wird auch die Geschichte und Entwicklung der anderen Sielhäfen an der friesischen Küste dargestellt werden. In der „Alten Pastorei“ befindet sich ebenfalls eine Ausstellung des Nationalpark-Hauses Carolinensiel über den Nationalpark Wattenmeer. Geschichte vermittelt auch die 1776 erbaute Carolinensieler Schiffskirche mit Ihrer bis heute bewahrten ursprünglichen Einrichtung. Der Kanzelaltar Im Barockstil, die Orgel mit der Empore und zwei sogenannte Motivschiffe sind von kunstgeschichtlicher Bedeutung.
(Text: Kurverwaltung Carolinensiel)